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Referentinnenportrait

Prof. Dr. Ulrike Graf
(Universität Osnabrück)*:
Kinder in ihren Lernprozessen begleiten lernen – Aufgabe der Ausbildung für den Elementar- und Primarbereich

Professorin Dr. Ulrike Graf lehrt seit 2010 an der Universität Osnabrück Pädagogik des Grundschulalters. Ihre Wege führten von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg über die Universität Bremen an die TU Dresden, wo sie den Lehrstuhl für Früh- und Grund-schulpädagogik vertrat. In ihrer Bremer Zeit hat Ulrike Graf den Bereich der Pädagogischen Diagnostik in der GrundschullehrerInnenausbildung verantwortet und wichtige Impulse gesetzt. Ihre Arbeitsschwerpunkte fokussieren den Übergang vom Kindergarten zur Grund-schule und die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für den LehrerInnenberuf. Sie referiert auf unserer Tagung zum Thema "Kinder in ihrem Lernprozess begleiten lernen. Auf-gabe der Ausbildung für den Elementar- und Primarbereich".

Abstract zum Vortrag:

Was tut ein Kind, wenn es etwas tut? Angehende Bildungsbegleiter/innen lernen im Studium drei Kinder kennen: Zunächst wird ihnen das "allgemeine" Kind vermittelt, wie es die Wissenschaften erforschen. Es ist das Kind der Kindheit, wie es die Kindheitsforschung sieht: als aktiv lernendes und die Welt rekonstruierendes Subjekt, das auf Verständigung angewiesen ist. Es ist bei allem Blick auf die Individualität auch das normalisierte Kind, dessen Entwicklungsverläufe in Standardisierungen gefasst sind.

Gleichzeitig begegnen die Studierenden während ihres Studiums immer wieder dem Kind der eigenen Kindheit mit seinen jeweiligen Erfahrungen. Dieses eigene Kind prägt die Wahrnehmung realer Kinder selektiv, wenn die Studierenden nicht in reflexive Distanz zu ihm treten. Gelingt diese, können sie das reale Kind in seiner Einzigartigkeit und seinen individuellen Lernprozessen sehen lernen.

Aufgabe der Ausbildung für den Elementarbereich wie den Primarbereich ist es daher, Studierenden die Begegnung der drei Kinder zu ermöglichen. Erste Handlungskompetenzen für ihren späteren institutionellen Bildungsauftrag können sie dabei in Praktika wie in fallbasierter Hochschuldidaktik ausbilden, indem sie in begleiteter und dialogischer Aufarbeitung sich der eigenen Haltung dem Kind gegenüber bewusst werden, analysieren, in welchen Bereichen sie selektiv wahrnehmen, im Dialog mit anderen die Selektivität ebenso abbauen sowie in fachlicher Begleitung die theoretischen Kenntnisse anwenden lernen.
Der Vortrag eröffnet Einblicke in die Begegnung der "drei Kinder" (Neuß 2007) in universitären Lehr-Lern-Zusammenhängen.

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zuletzt aktualisiert: 20110418 (mz)
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